Historie
Hauptstraße Gemeinde Tellingstedt

Nur ein schmaler Geestrücken zwischen Schalkholz und Tellingstedt war frei begehbar und konnte durch Schanzen, deren Reste heute noch erkennbar sind, gesichert werden. So geschah es im Jahre 1500 (Schlacht von Hemmingstedt) und die Holsteiner Herzöge waren gezwungen, den Umweg über Meldorf zu nehmen, mit der Folge, dass die vereinten Dithmarscher sie in der Schlacht von Hemmingstedt, die den Ruhm der Dithmarscher begründete, vernichtend schlagen konnten.

1555/1559 wurden die Schanzen aufgegeben, da die damaligen Landesherren meinten, die Schanzen bei Heide würden ausreichenden Schutz bieten, was eine Fehleinschätzung war und zur Niederlage der Dithmarscher führte. Das Ende des selbstständigen Staates Dithmarschen war die Konsequenz. Wiederholt wurde Tellingstedt von Kriegsgeschehen heimgesucht, alle nordischen Kriege hatten Folgen für den deutsch-dänischen Grenzraum und Tellingstedt lag an einer Hauptverbindungslinie zwischen Dänemark und dem Deutschen Reich mit der nahen Festung Tönning.

Töpferei Tellingstedt
Alter Bahnhof Tellingstedt

Wirtschaftlich war die Bedeutung Tellingstedts bestimmt durch die Landwirtschaft und als Versorgungszentrum der ländlichen Bevölkerung in der Umgebung, so dass das ländliche Handwerk eine große Rolle spielte. Schumacher, Weber, Glaser und Töpfer fand man in großer Zahl. Überregional bekannt wurde Tellingstedt durch seine Töpfer. Reichhaltige Tonvorkommen lieferten ausreichend Arbeitsmaterial für bis zu 17 Töpfer, um die ländlichen Haushalte an der gesamten Westküste mit Geschirren, Vorratsgefäßen, Trichtern, Melksetten (zur Rahmgewinnung) zu versorgen. Ende des 20. Jahrhunderts schloss die letzte trasitionelle Tellingstedter Töpferei ihre Pforten. Heute führt eine ehemalige Angestellte diese Tradition im kleinen Rahmen fort.

Der eigentliche Niedergang begann allerdings schon am Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der Meiereien, welches die Produktion der Melksetten zum Erliegen brachte und mit der industriellen Produktion. Die Konkurrenz war übermächtig und produzierte kostengünstiger.

Innerhalb weniger Jahre blieben nur noch zwei Töpfer übrig, die hauptsächlich Blumentöpfe für die Gärtnereien in Schülp fertigten. Mitte der 1920er-Jahre wollte dann auch der letzte Betrieb seine Tätigkeit beenden, da schritt der Kreis Dithmarschen ein, übernahm die Töpferei, setzte den bisherigen Besitzer als Pächter ein, versorgte ihn mit Rohstoffen und verlangte, die Produktion auf Kunstkeramik umzustellen. Dies war so erfolgreich, dass die Nachfolger 1952 den Betrieb zurückkauften und ihn bis zum Ende erfolgreich führten.

Tellingstedt bildet auch heute noch das wirtschaftliches Zentrum im Norden Dithmarschens. Der mittlerweile in der Firma REWE aufgegangene Discounter Wandmaker hat hier seine Wurzeln, überregional bekannt sind weiterhin der Jagdausrüster Schrum und Laue Festgarderoben.